Selbsterstellte Lernunterlagen im Netz - Gefäßskriptum der Klinischen Abteilung für Gefäßchirurgie.
Das abdominelle Aortenaneurysma: Die klassische chirurgische Behandlung des abdominellen Aortenaneurysmas (AAA) ist seit vielen Jahren Standard. Die transfemorale endovaskuläre Plazierung eines Stentgrafts stellt nach strengen Kriterien eine bestechende Alternative zur konventionellen Chirurgie dar.
Als chirurgischer Standard gilt die Aneursmaexklusionsoperation mit nachfolgender Tubegraft- oder Bifurkationsprothesenimplantation in der Inklusionstechnik.
Indikation für die interventionelle Behandlungsmethode sind: Alte Patienten, Patienten mit bereits stattgehabten intraperitonealen Eingriffen (hostiles Abdomen), inflammatorische Aneurymsen, Patienten mit extrem erhöhtem Risiko bei konventionellem Vorgehen sowie Patienten mit Hufeisennieren. Im AKH Wien werden derzeit 50% der Patienten mit einem AAA mit der endovaskulären Operation versorgt.
Carotischirurgie: Etwa 30% aller ischämischen Hirninfarkte werden durch extrakranielle Läsionen der Halsschlagader verursacht. Die Carotisthrombendarteriektomie (TEA) gehört zu den weltweit am häufigsten durchgeführten gefäßchirurgischen Eingriffen. Die Operationsindikation ist von der Lokalisation, Ausdehnung und Morphologie des Verschlussprozesses sowie vom Schweregrad der Ischämie abhängig.
Die offene TEA erfolgt in schonender atraumatischer „non touch“ Technik, um einer intraoperativen Embolie vorzubeugen. Der Arterienverschluss nach einer TEA wird mittels einer Venenerweiterungspatchplastik durchgeführt.
Die Sicherheitsvorgaben der TEA sind heute klar definiert: Bei symptomatischen Patienten eine Schlaganfalls- und Mortalitätsrate (SM-Rate) von unter 6% und bei asymptomatischen Patienten von unter 3%. Die SM-Rate an unserem Zentrum beträgt 1,2%. Auch zur Behandlung von symptomatischen Carotisstenosen wird heute im zunehmenden Maße bei anatomisch geeigneten Patienten eine endovasculäre Stent-PTA-Intervention durchgeführt.
Periphere arterielle Verschlusskrankheit: Claudicatio – Schaufensterkrankheit ist eine häufige Manifestation einer systemischen Atherosklerose. Die Verengung oder der Verschluss einer Arterie durch atherosklerotische Plaques führt zur peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). An einer symptomatischen pAVK leiden 6% der Bevölkerung über 55 Jahre. Der Verlauf der Claudicatio ist relativ stabil. Bei 25% der Patienten kommt es zu einer Verschlechterung der Symptome und nur bei 5% muss eine Amputation durchgeführt werden.
Für Patienten mit Claudicatio gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Viele Patienten können ihre ischämische Symptomatik durch Kontrolle der Risikofaktoren, Nikotinkarenz, medikamentöse Therapie und Training verbessern. Die invasive Therapie inkludiert Ballonangioplastie und chirurgische Behandlung (Thrombendarteriektomie oder Bypass). Diese invasive Therapie ist bei Patienten mit Ruheschmerz oder extremitäten- gefährdender Ischaemie indiziert.
Chirurgische Behandlung der Krampfadern: Die Varikose ist ein in der Bevölkerung weit verbreitetes Leiden (10 – 20% der Weltbevölkerung). Die Standardbehandlung einer primären Varikose der Vena saphena magna im Stadium eines relevanten Krankheitsbildes stellt die 4-Schritt-„Radikaloperation“ (Crossektomie, Ligatur der Vv. Perforantes, Phlebektomie, Stripping) dar. Die Erfolgsrate beträgt nach 3 bis 5 Jahren zwischen 80% und 95%. Die „Radikaloperation“ ermöglicht eine effektivere Kontrolle des Reflux, erzielt ein besseres kurzfristiges Resultat, hat langfristig gesehen eine geringere Rezidivrate und sollte als optimale Technik der chirurgischen Behandlung einer Varikose gelten. Mehrere alternative Methoden, wie Laser- oder Radiofrequenzablation, sowie Schaumsklerosierung sind verfügbar.